Ocosingo, Chiapas, den 15. Dezember 2025
AN DEN NATIONALEN INDIGENEN KONGRESS – CONGRESO NACIONAL INDÍGENA (CNI)
An die Kollektivversammlungen der Autonomen Zapatistischen Regierungen (Asambleas de Colectivos de Gobiernos Autónomos Zapatistas, ACGAZ) (EZLN)
An die Unterstützungsnetzwerke des Indigenen Regierungsrats (Concejo Indígena de Gobierno, CIG) und seiner Sprecherin María de Jesús Patricio Martínez
An die Sexta Nacional e Internacional, Netzwerke des Widerstands und der Rebellion
An die unabhängigen und alternativen Medien
An die Bevölkerung Mexikos
Schwestern und Brüder, wir grüßen euch aus dem Süden Mexikos. Tag für Tag kämpfen wir dafür, arbeiten zu können und nicht auf die Sozialprogramme der schlechten Regierung angewiesen zu sein, aber jetzt werden wir unserer Arbeitsplätze und der wirtschaftlichen Grundlage für unsere Familien beraubt.
Wir sind 35 Tseltal-Mayas, Mitglieder des Nationalen Indigenen Kongresses (CNI) und einige Angehörige der Unterstützungsbasis der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN), die auf einem Markt namens Dr. Belisario Domínguez im Stadtteil La Candelaria der Kreisstadt Ocosingo in Chiapas arbeiten und dort Verkaufslokale haben.
Im Jahr 2008 wurde eine Koalition von Mietern und Mieterinnen namens COALICION DE LOCATARIOS DEL MERCADO TRADICIONAL DR. BELISARIO DOMÍNGUEZ DE OCOSINGO, CHIAPAS, ASOCIACIÓN CIVIL gegründet mit dem Ziel, ein ordentliches Zivilverfahren wegen Verjährung einzuleiten. Dabei wurde ein Urteil zu unseren Gunsten als Mieterinnen und Mieter gefällt. Auf der Grundlage dieses Urteils konnten wir im September 2008 unsere rechtliche Situation verschriftlichen und wurden so zu Miteigentümern unserer Ladenlokale. Mit der Zeit aber waren wir zunehmenden Enteignungen unserer Räumlichkeiten und Drohungen seitens des Vorstands der Koalition ausgesetzt, da dieser korrupte Machenschaften betrieb und betreibt und mit den uns enteigneten Ladenlokalen Geschäfte macht, indem er sie an andere Personen verkauft.
Aus diesem Grund möchten wir folgende Tatsachen ANZEIGEN:
Am 14. September 2025 wurde unsere Compañera SARA TOLEDO SÁNCHEZ, Tseltal-Maya, Witwe, Mutter von sechs Kindern, eines davon krebskrank, ihres Ladenlokals beraubt, das ihr Arbeitsplatz, ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage und der Ort ist, an dem sie ihre kranke Tochter pflegt. An diesem Tag wurden ihre Verkaufsprodukte aus dem Laden entfernt, alles wurde in den Gang geworfen und anschließend die Riegel ihrer Rollläden verschlossen und zugeschweißt, sodass sie ihren Laden nicht mehr öffnen kann. Seit mehr als 82 Tagen kann sie nicht mehr arbeiten, und bis jetzt haben die bundesstaatlichen Behörden nichts unternommen.
Am 13. November 2025 wurden Vicente Toledo Albores, Carmela Santiz Méndez, Juana Hernández Clara, Alma Lesvia Hernández Clara, Quirino Gordillo Hernández, Micaela Gordillo Hernández, Ana Deli Gordillo Hernández, Juan Mendoza Hernández und einige Minderjährige von der Koalition in unseren Ladenlokalen unserer Freiheit beraubt, indem sie die Türen des Marktes verschlossen und uns mehrere Stunden lang eingeschlossen ließen. Die Staatsanwaltschaft und die Regierungsdelegation sind über diesen Vorfall informiert.
Am 23. November 2025 errichteten sie zwei 2 Meter hohe und 6 Meter lange Umzäunungen und versperrten so den Zugang zu den Rollläden von vier Ladenlokalen unserer Compañeros MACARIA ENTZIN GÓMEZ, ENRIQUE LÓPEZ SANTIZ, TOMAS LÓPEZ ENTZIN. Seit 20 Tagen können sie nicht mehr arbeiten, da sie ihre Rollläden nicht öffnen können, und haben wirtschaftliche Einbußen.
Am 24. November 2025 kam SILVIA REYES SÁNCHEZ mit einer Gruppe von Gangmitgliedern zum Ladenlokal des Compañero Enrique López Santiz, um dort Sachbeschädigungen zu verursachen. Sie zerstörten drei Überwachungskameras seines Ladenlokals, die erste um 20:57 Uhr, die zweite und dritte um 22:04 Uhr. Damit wollten sie Beweise dafür vernichten, dass sie für die Straftaten und Sachbeschädigungen verantwortlich ist.
Weitere Hintergrundinformationen zum Vorgehen der Koalition sind, dass sie seit dem 10. April 2012 unsere Compañeros Alberto López Sánchez und Juana Méndez López gewaltsam aus ihren Ladenlokalen vertrieben haben, da diese sie mit den korrupten Machenschaften des Vorstands nicht einverstanden waren, der sich weigerte, klare Rechenschaft über die vom Verwaltungsrat der Koalition verwalteten finanziellen Mittel sowie über die Urkunden abzulegen, die jedem Miteigentümer ausgehändigt werden müssen.
Am 14. Juni 2013 begann der Verwaltungsrat erneut, gegen unsere Compañeros vorzugehen, und nahm QUIRINO GORDILLO HERNÁNDEZ, JUAN MENDOZA HERNÁNDEZ und VICENTE TOLEDO ALBORES, ihre Ladenlokale weg, nachdem sie Informationen über die Ausgaben auf dem Markt sowie die Herausgabe der Urkunden für ihre Ladenlokale verlangt hatten. Die Koalition forderte von ihnen einen Betrag in Höhe von 150.000,00 $ (einhundertfünfzigtausend mexikanische Pesos) und damit insgesamt 10.950.000,00 $ (zehn Millionen neunhundertfünfzigtausend mexikanische Pesos) für 73 Ladenlokale, die sich auf Mitglieder von CNI und BAEZ verteilen – Geld, das zu diesem Zeitpunkt nicht bei der mexikanischen Steuerbehörde SAT nachgewiesen würde.
Im Protokoll einer Versammlungsurkunde aus dem Jahr 2013 wird in einem der Absätze erwähnt, dass die Prozesskosten aus den Einnahmen der Toiletten bezahlt werden sollten und dass sich die damaligen und zukünftigen Vorstandsmitglieder verpflichteten, alle Arten von Formalitäten zur Legalisierung von aufzusetzenden Dokumenten durchzuführen, ohne Unterschriftsgebühren zu erheben. Dieser Punkt wurde vom Vorstand in der Sitzung vom 18. September 2023 besprochen und es wurde klargestellt, dass KEIN VORSTANDSMITGLIED EINE UNTERSCHRIFTSGEBÜHR ERHEBT. Außerdem wurde erwähnt, dass es KEINE Einschüchterungen ODER DROHUNGEN GEGEN COMPAÑEROS MEHR GEBEN SOLLTE, DIE IN DEN VERSAMMLUNGEN IHRE LEGALEN RECHTE ALS LADENLOKALINHABER DES MARKTES EINFORDERN.
Wir möchten klarstellen, dass eine Gruppe von Personen aus der Koalition, die wir mit Vor- und Nachnamen identifiziert haben, die von ihnen selbst getroffenen und protokollierten VEREINBARUNGEN NICHT EINHALTEN, da sie durch Erpressungen und die Plünderung von Ladenlokalen, die sie in Absprache mit staatlichen Beamten durchführen, saftige wirtschaftliche Gewinne erzielt haben. Schon seit Langem sind wir Opfer von Diskriminierung, Demütigungen, Drohungen, Gewalt und der Enteignung von Ladenlokalen. Man hat uns Verbrechen untergeschoben, um uns loszuwerden und mit den Missetaten weitermachen zu können.
Es gibt außerdem Gerüchte, dass sie uns ab dem 19. Dezember alle unsere Ladenlokale wegnehmen wollen, die wir uns mit viel Mühe aufgebaut haben, um unsere Familien mit würdiger Arbeit ernähren zu können. All dies tun sie, weil wir uns niemals auf ihre korrupten Machenschaften einlassen wollten.
Aus diesem Grund möchten wir Silvia Reyes Sánchez, Artemio Cruz Pérez, Lindoro Sánchez Culebro, Carlos Alberto Trujillo Kanter, Pedro Santiz Mena, Marcelo Santiz López, Miguel Angel Cuello Guillen und andere öffentlich wegen der Beschädigung und Plünderung unserer Ladenlokale anzeigen. Zu all dem kam es, nachdem wir die Unterschrift des Vorstands beantragt hatten, um die Ladenlokale zu beurkunden, doch sie verlangen für die Unterschrift für jede Räumlichkeit einen Betrag von 300.000 Pesos, was einen Diebstahl darstellt.
Wir rufen alle Institutionen und Regierungsbehörden des Bundesstaates Chiapas dazu auf, unser Recht auf menschenwürdige Arbeit und unsere Ladenlokale als wirtschaftliche Lebensgrundlage für unsere Familien zu respektieren und der Enteignung und Beschädigung unserer Ladenlokale Einhalt zu gebieten.
WIR FORDERN: Die sofortige Untersuchung der Enteignungen, Drohungen und Erpressungen, denen wir als Mieter und Mitglieder des Nationalen Indigenen Kongresses und der zapatistischen Unterstützungsbasis ausgesetzt sind. Wir fordern außerdem eine Untersuchung der Handlungen des Verwaltungsrats und des Vorstands der Koalition.
Angesichts der ausbleibenden Reaktion der Behörden MACHEN wir die Regierung für die Auswirkungen, die Verletzung unserer Arbeits- und Menschenrechte und alle Folgen, die sich aus dieser Unterlassung ergeben können, VERANTWORTLICH.
Brüder und Schwestern aus allen Teilen der Welt, wir bitten euch um eure Solidarität und darum, dass ihr aufmerksam verfolgt, was mit uns geschehen könnte.
Unsere Wut wird nicht verstummen. Unser Widerstand wird nicht weichen.
Zapata lebt, der Kampf geht weiter!
Es lebe der #CNI, es lebe der #CIG, es lebe die #EZLN
Für die Erinnerung, für das Leben, für DAS GEMEINSCHAFTLICHE.
NIE WIEDER EIN MEXIKO OHNE UNS!
Hochachtungsvoll
LADENLOKALINHABER UND MITGLIEDER DES NATIONALEN INDIGENEN KONGRESSES
UND DER ZAPATISTISCHEN UNTERSTÜTZUNGSBASIS EZLN
Quelle:
