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Redebeitrag zum 12.10.2023 von der gira zapatista Gruppe Hamburg

Redebeitrag zum 12.10.2023 von der gira zapatista Gruppe Hamburg

12.10: GLOBALER AKTIONSTAG GEGEN NEOKOLONIALISMUS

Es gibt nichts zu feiern! Seit dem Massenmord durch die spanische Besatzung von Abya Yala, auch Lateinamerika genannt, wird die offizielle Geschichte von 1492 bis heute mit dem Blut indigener Pueblos auf der ganzen Welt geschrieben. Der Kolonialismus hat nie aufgehört – er bringt weiterhin Tod und Ausbeutung mit sich und forciert ein falsches sogenanntes “zivilisatorisches” Modell der wirtschaftlichen und kulturellen sogenannten “Entwicklung”, das im Klartext Plünderung, rassistische Unterdrückung und Profit für einige wenige, vor allem in Europa und auch Deutschland bedeutet.

Der 12. Oktober ist in Spanien und anderen Ländern ein Feiertag, der den europäischen Angriff, Raub und Völkermord in den Amerikas verschleiert oder sogar glorifiziert, der mit der sogenannten “Entdeckung” durch Christoph Kolumbus begann.

Die Zapatistas erinnern uns: “Wir werden nicht aufgeben. Unsere Körper und unsere Territorien
sind weder gestern noch heute Gebiete der Eroberung”. 533 Jahre nach der gewaltsamen Ankunft von Kolumbus stehen wir in globaler Solidarität mit dem Widerstand Indigener Pueblos und schließen uns ihren Worten an!

Wir protestieren heute hier in Hamburg vor der Kolumbus-Statue, einer absurden Figur im Stadtbild einer Hafenmetropole – einer Stadt, die ohne Kolonialismus und Ausbeutung eine völlig andere wäre, die ihren Wohlstand und Reichtum im Wesentlichen aus kolonialer Ausbeutung aufgebaut hat.
Und trotz dieser beschämenden Geschichte gibt es hier in der Hafencity auch heute zahlreiche Huldigungen in Form von Statuen und Straßennamen von genau den europäischen Männern, die die Katastrophe für die Menschen anderer Kontinente ermöglichten, umsetzten und steuerten.
Und auch heute noch werden Regionen des globalen Südens von Europa aus in neokolonialer Weise behandelt, profitiert die Gesellschaft hier von der Ungerechtigkeit in kolonialer Tradition. Europa und auch Deutschland militarisiert seine Grenzen und verletzt die Rechte von Migrant*innen, beutet Mittelamerika durch “Entwicklungsprojekte” wie den Tren Maya aus und baut für den Konsum hier im gesamten Globalen Süden im Raubbau Rohstoffe wie Öl oder Kohle ab, ohne den betroffenen Menschen dort auf Augenhöhe zu begegnen.

Wir als Menschen, die hier in Hamburg leben dürfen das koloniale Erbe und die damit einhergehenden Privillegien nicht einfach hinnehmen, sondern sind besonders in der Verantwortung, gegen globale Ungerechtigkeit einzutreten. Auch uns betrifft Neokolonialismus und Unterdrückung, es ist uns nicht egal was auf der Welt passiert und auch für uns wünschen wir uns eine Gesellschaft der Gleichen, der globalen Gemeinschaft und nicht der Herrschaft einiger über Viele.

Die Geschichte von 1492 bis heute ist auch eine Geschichte des Widerstands: Wir sind im Widerstand gegen Pharaonen, Könige und Sultane, gegen Grundbesitzer und Herrschende; wir sind Guerillas und Streikende; wir fordern das Land und unsere Körper zurück; wir sind unsere rebellischen Vorfahren und Territorien. Trotz individueller Unterschiede eint uns unser Widerstand gegen die kolonialen Traditionen.

Eine andere Welt ist möglich!