Expansión de la Solidaridad – Begegnungsreise Amismaxaj und „festivales solidarios“ aus Guatemala vom 17. bis 22. in Hamburg

Eine Begegnungsreise mit Aktivist*innen aus Guatemala von AMISMAXAJ & Festivales Solidarios

Am Freitag, den 15.September ab 19 Uhr findet eine Soli-Kneipe mit Essen in der „Schwarzen Katze“ (Fettstraße 23, Hamburg) statt, auch um die Finanzierung der Reise zu unterstützen.

Am Sonntag, 17.September begrüßen wir unsere Gäste persönlich ab 15 Uhr im Café Knallhart zu einem informellen Austausch mit allen Beteiligten und Interessierten (Von-Melle-Park 9, ex-HWP)

Montag, 18.September ab 19 Uhr öffentliche Veranstaltung: „Expansión de Solidaridad – Guatemala nach den Wahlen“ in der W3 (Werkstatt 3), Nernstweg 32-34

Mittwoch, 20.September ab 20 Uhr #CuraDaTerra – drei Kurzfilme (spanisch) mit den Gästen aus Guatemala in der Chemnitzstraße 3-7

Donnerstag, 21.September ab 19 Uhr encuentro „expansión de la solidaridad“ en la B5

Freitag, 22.September ab 20 Uhr „La Cantina de la Primavera – violeta rebeldía featuring special guests Lucia Ixchíu in der M1 (Mokrystr.1, Wilhelmsburg)

Weitere Programmpunkte / Details folgen und werden über diesen Blog laufend veröffentlicht.

zum Hintergrund der beiteligten Gruppen / Organisationen:


Die Asociación de Mujeres Indígenas de Santa Maria Xalapán wurde 2004 in Santa Maria Xalapán gegründet. Es handelt sich um eine Organisation indigener Xinka-Frauen aus elf verschiedenen Gemeinschaften. Die Frauen von AMISMAXAJ bezeichnen sich als „Feministas Comunitarias“ und gehen von der Verflochtenheit von „Mutter Erde“ („territorio-tierra“) und dem Frauenkörper („territorio cuerpo“) aus. Beide Territorien bzw. Körper („territorio-cuerpo-tierra“) unterliegen den verflochtenen multiplen Gewalten wie rassistische, patriarchale, kapitalistische, neoliberale und koloniale Unterdrückung. Wenn das „primäre Territorium“ der Frauen nicht physisch und emotional gesund ist, haben sie nicht die Kraft, das „anzestrale Territorium“ („Mutter Erde“) zu verteidigen. Gleichzeitig schadet dem eigenen Körper der Konsum von Lebensmitteln, die mit Pestiziden behandelt wurden, so wie die Pestizide auch „Mutter Erde“ schaden. Daher widmen sich die Frauen von AMISMAXAJ mit ihrer Arbeit der Verteidigung des „territorio-cuerpo-tierra“, das heißt der Verteidigung von Frauenrechten und der Begleitung von Frauen, die körperliche, emotionale oder und sexualisierte Gewalt erlebt haben, sowie dem Widerstand gegen Megaprojekt auf dem anzestralen Territorium. Der kollektive Widerstand gegen die Gewalt, die sie tagtäglich erleben, ist für die Frauen von AMISMAXAJ Ausdruck ihrer Emanzipation von den Unterdrückungen sowie „sanación“ (Heilung) und Aufarbeitung dieser Zerstörung und Gewalt.

Siehe auch: https://amismaxaj.wordpress.com/ (spanisch, mit Selbstverständnis aber keine aktuellen Infos) sowie https://www.facebook.com/amismaxaj/ (spanisch) und ein Artikel (spanisch) von Peace Brigades International (pbi) von 2009 https://pbi-guatemala.org/es/news/2009-08/comunicado-de-la-comunidad-ind%C3%ADgena-xinka-monta%C3%B1a-santa-mar%C3%ADa-xalap%C3%A1n-jalapa und ein Bericht einer Besuchsreise an der Uni Hamburg von 2021: https://www.slm.uni-hamburg.de/last/ueber-last/aktuelles/2021-02-amismaxaj.html


Seit dem Amtsantritt von General Otto Pérez Molina im Jahr 2012 hat die Agenda der Extraktion und Enteignung in Guatemala Fuß gefasst. Am 4. Oktober 2012 verübte die Regierung das erste Massaker in Friedenszeiten, das als „Massaker von Alaska“ bekannt ist und einen Wendepunkt in der jüngeren Geschichte des Landes darstellt. Es veränderte den Kurs der indigenen Organisation in Totonicapán, zerriss das soziale Gefüge des Ortes und war der Ausgangspunkt der Festivales Solidarios. In den letzten Jahren, seit den friedlichen Demonstrationen von 2015 (damals wurde Otto Pérez Molina beschuldigt, der Anführer einer kriminellen Struktur zu sein, die Gelder des Landes veruntreut hat), haben die demokratischen Institutionen in Guatemala einen rapiden Verfall erlitten, ebenso wie eine Zunahme der Verfolgung von Menschenrechtsverteidigern, der Kriminalisierung, der Schikanen, der Diffamierung und der Verleumdung, Politische Verhaftungen und Ermordungen waren der Modus Operandi des so genannten „Paktes der Korrupten“, der sich aus den oligarchischen Eliten, den Geschäftsleuten und der politischen Klasse (d.h. den Beamten der drei Regierungszweige Exekutive, Legislative und Judikative) zusammensetzt, die der politische Arm der Oligarchie und des Narco – Staates ist, der die drei staatlichen Gewalten, einschließlich der lokalen Gewalten, d.h. die Gemeinden und lokalen Regierungen, kooptiert hat. Im konkreten Fall von Festivales Solidarios wurden seit 2014 bis heute Vorfälle von Aggression, Gewalt, paramilitärische Verhaftungen, Hasskampagnen in sozialen Netzwerken und physische Angriffe verzeichnet. In den letzten Jahren fanden diese Angriffe gegen die Menschenrechtsgruppe einen Höhepunkt darin, dass es neben Todesdrohungen und Verleumdungen im September 2020 mehrere Schwerverletzte der Gruppe gab, als sie dabei waren einen illegalen Holzeinschlag im Gemeindewald zu dokumentieren. Im November des gleichen Jahres kam es zu zahlreichen Demonstrationen  gegen die amtierende Regierung, bei denen es zu massiver Polizeigewalt und Einschüchterungsversuchen gegenüber Aktivist*innen kam.
Auch im Kontext der Wahl dieses Jahr zeigt sich der starke Einfluss des „Paktes der Korrupten“ und anderer Gruppen, die soziale Bewegungen und Menschenrechtsaktivist*innen gezielt angreifen (lassen) und die demokratische Wahl eines linkeren Kandidaten nicht akzeptieren. Die Gäste von Festivales Solidarios werden den Besuch in Hamburg nutzen, um über die allgemeine Lage in Guatemala zu berichten, aber auch konkret zu ihrer Organisation und Aktivitäten.
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